Sünde - Der Fluch der Maria Magdalena by Kröhn Julia

Sünde - Der Fluch der Maria Magdalena by Kröhn Julia

Autor:Kröhn, Julia [Kröhn, Julia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: beTHRILLED
veröffentlicht: 2023-11-02T00:00:00+00:00


16

Aus den Lebenserinnerungen der Kurtisane Isis de Luna Rom, 1600 – 1601

»Du bist das dümmste Mädchen, das mir jemals unter die Augen gekommen ist!«

Die Stimme weckte mich viele Stunden später. Sie kam von weit her und quälte sich schleppend langsam in mein taubes Ohr. Jedes Wort schmerzte – und auch als keines mehr erklang, tat es immer noch scheußlich weh. Mein Kopf dröhnte, meine Kehle war ausgedörrt, meine Wangen waren geschwollen unter getrocknetem Blut.

»Ich habe auf dich gesetzt, Isotta. Und du dummes kleines Ding bringst es fertig, deinen wichtigsten Gönner gegen dich aufzubringen!«

Die Stimme war nicht mehr richtungslos. Sie kam von oben wie die grelle Sonne, die sich durch den schmalen Ritz meiner blaugeschlagenen Augen zwängte. Ich versuchte mich aufzurichten, um dem schmerzenden Licht zu entgehen, aber die Hand, die zu der Stimme gehörte, presste mich zurück auf den Boden.

»Bleib liegen!«, herrschte sie mich an. »Du wirst mir sonst ohnmächtig!«

Ich gewahrte, dass die Stimme Gaspara gehörte und dass mein wunder Kopf in ihrem Schoß ruhte. Sie hockte auf der Straße vor dem Palazzo, wo ich sie für gewöhnlich nur nachts traf und wohin ich gestern geflohen war, nachdem mich del Monte verprügelt hatte.

Unscharf erinnerte ich mich, dass er seine Hände wieder von meinem Hals gelöst und mich liegen gelassen hatte. Hilfe suchend war ich nach unten gewankt, und schließlich war erneut alles schwarz um mich geworden.

O wäre es nur dunkel geblieben! O hätte er mich nur erwürgt!

Gaspara, herbeigeholt von dem verängstigten Giovanni, der mich blutüberströmt aufgefunden hatte, spendete mir keinen Trost, sondern setzte mir mit ihren Worten so scharf zu wie del Monte zuvor mit seinen Fäusten.

»Ich bin kein grausamer Mensch, kleine Isotta!«, schimpfte sie. »Ich hätte dich nicht wahllos Männern überlassen, wie Marzia es geplant hatte, und mich daran geweidet, wie deine sanfte Seele darob verrottet. Aber denke nicht, ich hätte Mitleid mit einem dreisten Geschöpf, wie du es bist, welches die ganze Hand erwartet, wo es doch schon den kleinen Finger hält!«

Diesmal hielt sie mich nicht zurück, als ich mich aufrichtete. Das Blut sank aus meinem Gesicht, sodass es sich taub anfühlte wie mein Ohr. Mir fröstelte trotz der grellen Sonne. »Wovon redest du?«, jammerte ich.

»Ich habe zugesehen, dass du hier Heimstatt findest! Und das, was du als Gegenleistung dafür hättest erbringen müssen, war lächerlich gering! Oder denkst du, du hättest mehr Recht auf Moral und Ehrlichkeit als ich? Mehr Recht auf Widerwillen? Nichts weiter wurde von dir verlangt, als dass du für Giustiniani spitzelst und del Monte dein Händchen reichst! Das kann doch nicht zu viel gewesen sein!«

»Aber steht mir bei alldem nicht ein wenig Freiheit zu?«

»Wenn du Freiheit willst, dann lebe mein Leben an meiner statt!«, herrschte sie mich wütend an. »O ja, gewiss, ich bin frei! Ich kann tun und lassen, was ich will! Und dafür halte ich meinen Arsch jede Nacht einem anderen geilen Bock hin! Was hast du dir nur gedacht, den Palazzo zu verlassen und in die Kirche zu gehen? Brauchst es gar nicht zu leugnen! Dieser unnütze Lümmel hier hat mir alles erzählt!«

Ich hatte die Augen geschlossen, um mich vor dem Licht zu schützen.



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